In Singapur läuft es zunächst, wie erwartet, glatt: Alles funktioniert wunderbar und wir fühlen uns ein bisschen wie in der Zukunft. Bargeld benötigt man hier keines. Für die öffentlichen Verkehrsmittel genügt eine Kreditkarte, die bei Ein- und Ausstieg gescannt wird. Die Fahrtkosten werden dann direkt vom Konto abgebucht. U-Bahnen fahren  im Minutentakt fast überall hin, ansonsten gibt es Busse. Der Stadtstaat ist sehr überschaubar, so dass man auch zu Fuß schon recht weit kommt. Wermutstropfen ist hier unsere Unterkunft. Sie ist zwar sehr schön und hervorragend gelegen, aber nach vorne zur Straße ausgerichtet und auch nachts ist es dermaßen laut, dass wir am nächsten Tag in ein Apartment umziehen, das nach hinten zu einer kleinen Seitenstraße ausgerichtet ist. Der Manager Ray versichert uns, hier sei es ruhig. Leider kommen wir vom Regen in die Traufe. Hier hören wir die Klimaanlagen der umliegenden Wohnungen und den Lärm von Bauarbeiten in der Seitenstraße bis tief in die Nacht. Ray gibt sich außerordentliche Mühe und lässt uns nochmals die Wohnung wechseln. Hier ist es etwas besser, aber auch nicht so richtig schön. Da die Miete für diese Unterkunft unser Reisebudget ziemlich strapaziert hat, sind wir etwas enttäuscht. Ray erklärt uns, dass es sich um ein denkmalgeschütztes 100 Jahre altes Gebäude handelt, das neu renoviert wurde, aber leider dürften bestimmte Baumaßnahmen, wie die Erneuerung der Fenster nicht vorgenommen werden. Es stimmt, das Gebäude ist wirklich schön und wir geben uns geschlagen und gehen auf Erkundungstour.

Singapur ist ein multikultureller Stadtstaat. Es gibt zwar auch die „echten“ Singapurianer, die Peranakan mit malaiischer/indonesischer und chinesischer Herkunft, aber überwiegend sehen wir indische, chinesische und arabische Menschen. Den Kulturen entsprechend sind eigene Viertel entstanden. Chinatown ist allerdings mittlerweile sehr touristisch geworden und wirkt nicht mehr sehr authentisch. Little India dagegen kommt recht farbenfroh und geruchsintensiv daher. Hier gehen wir im Komala Vilas, einem vegetarischen indischen Restaurant essen, das offensichtlich sehr beliebt ist. Denn vor der Tür hat sich eine lange Schlange gebildet. Da uns das Anstehen für ein Essen schon aus Japan bekannt ist, reihen wir uns ein und harren geduldig der Dinge, die da kommen. Es geht erstaunlich schnell und schon sitzen wir am Tisch. Das Lokal ist zweistöckig, recht laut und die Klimaanlagen laufen auf Hochtouren. Uns dämmert, dass hier keine lange Aufenthaltszeit angezeigt ist. Gut, dass wir bereits draußen in der Warteschlange mittels Google überlegt haben, was wir essen, denn der Kellner wartet bereits ungeduldig auf unsere Bestellung. Lassi und Essen stehen in Windeseile auf dem Tisch. Das Essen ist gut und reichlich, so reichlich, dass ich nicht im Stande bin, alles aufzuessen. Kaum lege ich die Gabel ab, räumt der Kellner schwungvoll mein Tablett ab, begleitet von einer kurzen Bemerkung, die ich als „Fertig, oder!“ verstehe. Roland, der noch mit seinem Essen beschäftigt ist, wirft er einen prüfenden Blick zu. Kurz danach kommt er wieder, bleibt hinter Roland stehen und behält diesen genau im Blick. Da ich Roland gegenüber sitze, habe ich den Kellner im Blick, denke aber gar nicht daran, Roland zu hetzen. In dem Moment, als  Roland den letzten Bissen hinunterschluckt, die Gabel aber noch in der Hand hält, kommt der Kellner schon an den Tisch und räumt mit einer schnellen Bewegung alles ab. Die Rechnung hatte er uns schon  vorher auf den Tisch gelegt. Also stehen wir auf, zahlen und gehen. Deshalb kann man nicht reservieren und stellt sich an. Hier geht es um maximalen Umsatz. Etwas befremdet aber auch amüsiert beschließen wir den Abend mit einem Spaziergang durch die bunt beleuchteten Straßen Little Indias. Besonders angetan hat es uns das arabische Viertel. Hier besichtigen wir die Moschee und gehen immer wieder zu Tarik, bei dem es den besten Kaffee mit einer speziellen Gewürzmischung und Safran gibt.

An unserem Jahrestag gönnen wir uns Luxuscocktails in der Atlasbar und sind hin und weg von dem Artdeco Hochhaus und dem stilvollen Interieur. Und weil es so schön war, setzen wir zwei Tage später noch eins drauf und genießen beim „Bottomless Lunch“ im Kinki in stilvollem Ambiente wohl eines der besten Sushis, das wir je gegessen haben. Ansonsten wagen wir ein Bad am „East Coast Beach“, schauen uns die bunten Peranakan Häuser an, flanieren an der Promenade um die Bucht herum entlang und schlendern durch die wirklich schön angelegten „Gardens by the Bay“. Hier tauchen wir in die Avatarwelt im „Cloud Forest“ ein und besichtigen den „Flowerdome“, in dem es zur Zeit mehr Weihnachtsdekoration als Blumen gibt. Wir kommen uns ein bisschen wie im Dehner Gartencenter vor und trotz der vielen geschmückten Tannenbäume, Nussknacker und Schneemänner will sich einfach keine Weihnachtsstimmung einstellen, was wohl an den Außentemperaturen von 30 Grad liegt. Allerdings könnte man bei den durch Klimaanlagen erzeugten Innentemperaturen doch fast winterliche Gefühle entwickeln. Denn hier wird meist auf um die 16 Grad heruntergekühlt. Faszinierend finden wir die bruchstückhafte Skulptur einer reisenden Familie. Die fehlenden Teile sollen den Raum für kommende Erlebnisse und Erfahrungen darstellen.

Wirklich gut gefällt uns der Botanische Garten, der recht groß ist und nicht einmal Eintritt kostet. Ein weiteres Highlight ist das „Red Dot Design Museum“, in dem Designerstücke ausgestellt sind. Hier kommt vor allem Roland auf seine Kosten, der einen besonderen Sinn für Ästhetik und schönes Design hat.

Unser Fazit: Die Singapurianer haben einen unübersehbaren Hang zum Künstlichen und wirken oft verspielt. Dafür ist das technische Niveau sehr hoch und es funktioniert alles sehr gut. Allerdings sind Kreditkarte und Handy unerlässlich. Eine Woche war gerade lange genug, um den kleinen Stadtstaat zu erkunden und wir sind bereit für das nächste Abenteuer: Thailand.