Nach einem langen Flug landen wir am frühen Morgen in Istanbul. Bis wir jedoch durch die Passkontrolle hindurch sind, unser Gepäck haben und das Datenpaket für die Türkei auf meinem Handy aktiviert ist, können wir schon an Frühstück denken. Allerdings wollen wir zuerst unser Gepäck in unserer Unterkunft abstellen. Hierzulande sind Uberfahrer ganz reguläre Taxifahrer. Es gibt gelbe, orange- und türkisfarbene Taxis, aber keine konkreten Preise. Die App zeigt lediglich einen ungefähren Preisrahmen. Abgerechnet wird nach Taximeter und dazu kommt dann noch eine Uber Gebühr. Na das geht ja gut los. Nachdem wir an der Adresse unserer Unterkunft angekommen sind, stehen wir etwas ratlos vor der Tür. Am Klingelbrett ist nichts zu entziffern und die Eingangstür ist verschlossen. Schließlich klingeln wir auf gut Glück und erwischen tatsächlich unseren Vermieter. Noch etwas verschlafen heißt er uns willkommen und wir dürfen das Gepäck, wie verabredet abstellen. Da die Wohnung erst noch gereinigt werden muss, ziehen wir gleich wieder los bis zum nächsten Frühstückslokal. Wir entscheiden uns für das traditionelle anatolische Frühstück und staunen nicht schlecht, als sich der Tisch mit immer mehr kleinen und größeren Schüsseln mit den verschiedensten Leckereien füllt. Von süß bis salzig gibt es hier unterschiedliche Pasten, Aufstriche, Käse, Eier, Tomaten, Gurke und Brot. Tee wird uns bis zum Abwinken nachgefüllt. So schlemmen wir also einfach so lange, bis wir in unsere Wohnung dürfen. Obwohl sich der Schlafmangel langsam bemerkbar macht, erkunden wir noch unser Viertel mit Galataturm, das uns sehr an Kreuzberg in Berlin erinnert und gehen über die Galatabrücke in das historische Zentrum Istanbuls.

Auf der Brücke stehen die Fischer dicht an dicht und fangen Sardinen und andere Fische. Vor uns verliert ein Schuhputzer seine Schuhbürste, beziehungsweise sieht es für mich so aus, als hätte er sie uns vor die Füße geworfen. Roland hebt die Bürste auf, gibt sie dem Schuhputzer und schon sitzt der gute Mann vor ihm und putzt seinen Schuh. Schließlich gelingt es Roland aber, sich mit einem geputzten Schuh zu befreien, ohne dafür zahlen zu müssen. Wir wittern eine Masche und tatsächlich, auf dem Rückweg fliegt uns an derselben Stelle auf der Brücke wieder eine Schuhbürste vor die Füße, die Roland diesmal wegkickt anstatt sie aufzuheben. Später bestätigt uns der Touristenführer Halis, dass es sich wirklich um eine Betrügermasche handelt, um Touristen Schuhputzdienste aufzudrängen und sagt uns, dass er diese Information noch auf seiner Webseite veröffentlichen will.

In den nächsten Tagen sind die Wetteraussichten leider schlecht. Es ist kalt und regnerisch. Also gehen wir am nächsten Tag in den großen Bazar, wo es warm und trocken ist. Der Bazar ist riesig, besteht aber hauptsächlich aus einer Ansammlung von Läden, deren Angebot sich sehr ähnelt und sich ausschließlich an Touristen richtet. Immerhin finden wir ein nettes Kaffee, in dem wir stilvoll einen türkischen Mokka trinken.

Bei unserer Recherche sind wir auf die Istanbul Welcome Card gestoßen, mit der man unter anderem die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen kann. Wir steuern also eine Adresse an, wo diese verkauft werden soll. Wir laufen mehrfach an dem Gebäude vorbei, bis wir feststellen, dass es sich um eine Wohnung in einem Wohnhaus handelt. Hier sind wir aber richtig. Halis Isik verkauft die Welcome Card. Ungefähr eine Stunde lang redet er wie ein Wasserfall auf uns ein und überzeugt uns schließlich, dass die Premium Card, die ein komplettes Sightseeing Programm beinhaltet, die richtige Wahl ist. Anschließend begleitet er uns noch ein Stück und zeigt uns auf dem Weg auf die Schnelle einen Tresorraum in einer Bibliothek. Später schickt er uns noch einen Link auf eine sehr unterhaltsame zweiteilige Youtube Serie mit kulinarischen Empfehlungen für Istanbul, von denen wir in den nächsten Tagen einige ausprobieren:

Da wir nun die Welcome Card haben, geben wir uns am nächsten Tag die Sightseeing Kante und handeln Hagia Sophia, Blaue Moschee, Basilika Zisterne und Topkapi Palast ab. Während uns die Hagia Sophia eher enttäuscht, finden wir die Blaue Moschee durchaus sehenswert. Die unterirdische Basilika Zisterne, die vor allem als James Bond Drehort bekannt ist, ist ein Foto Eldorado für Roland. Und auch der Topkapi Palast entpuppt sich als Highlight. Er ist riesig und für den ersten Teil haben wir einen Guide, der uns Interessantes zur Geschichte des Palasts erzählt.

Der folgende Tag ist der einzige Tag, an dem es trocken bleibt und wir nutzen ihn für die Bosporus Rundfahrt und einen Bummel durch das traditionelle Viertel Kadiköy auf der asiatischen Seite Istanbuls. Mit den Fähren, die hier zu den öffentlichen Verkehrsmitteln gehören, kommt man schnell und bequem über den Bosporus von einer Seite zur anderen.

Trotz Regen nutzen wir auch unseren letzten Tag für Sightseeing und schauen uns die Viertel Balat und Kuzguncuk, das auch wieder auf der asiatischen Seite liegt, an. Da es unser letzter Abend in Istanbul ist, gönnen wir uns noch einen Cocktail in einer kleinen Bar in der Nähe unserer Unterkunft. Die Bar entpuppt sich als Highlight mit sehr nettem Ambiente und coolen Barkeepern. Ein gelungener Abschluss für den kurzen Aufenthalt in Istanbul.

Schon mehrfach haben wir auf unserer Reise gepriesen, wie wunderbar alles geklappt hat: jeder Flug, jede Bus- oder Uberfahrt, alles ohne nennenswerte Verspätungen oder Zwischenfälle, eigentlich unglaublich. Nur der letzte Flug, der uns nach Hause nach München bringen soll, stellt uns vor eine Herausforderung. Er ist überbucht und wir bekommen nur Standby Bordkarten. Wir haben uns beide ordentlich erkältet und wollen heim, also harren wir angespannt der Dinge, die da kommen mögen. Als das Boarding beginnt, werden wir vertröstet, es würde später jemand kommen und uns helfen. Die Anspannung steigt. Schließlich kommt ein Mitarbeiter und macht uns das Angebot, vier Stunden später zu fliegen und dafür eine finanzielle Entschädigung zu bekommen. Immerhin, kein ganz schlechtes Angebot. Trotzdem würden wir lieber diesen Flug nehmen. Einem türkischen Paar wird dasselbe Angebot unterbreitet. Der Mann regt sich allerdings dermaßen lautstark und wortreich auf, dass ihm der Mitarbeiter wenig später Bordkarten mit Sitzplätzen in die Hand drückt. Moment, da regt sich mein Gerechtigkeitssinn und ich stelle ihn zur Rede. In dem Moment meldet sich noch ein Münchner Paar, welches das Angebot annehmen will. Unser Glück, denn nun bekommen wir die letzten beiden Plätze.

So beenden wir unsere Weltreise mit einem kleinen Aufreger am Schluss und einer Erkältung, aber auch zufrieden und wunderbar erfüllt mit neuen Erlebnissen und Eindrücken, die es erst noch zu verarbeiten gilt.

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