„Reisen ist besonders schön, wenn man nicht weiß, wohin es geht. Aber am allerschönsten ist es, wenn man nicht mehr weiß, woher man kommt.“
Laotse (4. Jahrhundert v. Chr.)

Adios Argentina. Oi Brasil.
Die beiden Länder grenzen direkt aneinander und sind doch zwei Welten.
Das „Gepäckproblem“ haben wir gelöst, indem wir für den ersten Flug mit vier schweren Handgepäckteilen und zwei erleichterten Koffern einchecken. Der Fluggesellschaft Wille ist ihr Himmelreich. Im wahrsten Sinne. Kaum wieder in Buenos Aires, packen wir um. Denn nun heißt es mit dem Bus durch die ganze Stadt, da wieder mal einer unser Flüge geändert wurde und wir zum anderen Flughafen müssen. Der nächste Flug geht weiter nach Sao Paulo. Obwohl es von dort mit derselben Fluggesellschaft weiter nach Florianópolis geht, müssen wir unser Gepäck aus- und wieder einchecken, da es durch den Zoll muss. Da hilft es leider auch nicht, dass ich das Bodenpersonal beim Check-in freundlich aber bestimmt darauf hinweise, dass wir ja hier schon 60 Minuten in der Schlange gestanden hätten und in Sao Paulo nur 90 Minuten Zeit zum Umsteigen haben. Die ebenfalls bestimmte, aber weniger freundliche Antwort lautet. „Durch den Zoll muss das Gepäck so oder so.“ Wie befürchtet, wird es in Sao Paulo knapp, sehr knapp. Aber nach einer prioritären Behandlung beim Check-in und einem Spurt durch das Flughafengebäude sitzen wir endlich im letzten Flieger für diesen Tag. Das Gepäck durch den Zoll bringen, bedeutete übrigens lediglich, die Koffer vom Band holen, an einem geschlossenen Schalter vorbei rollen und wieder aufgeben.

Endlich zu später Stunde in Florianópolis angekommen, steigen wir ziemlich erledigt in ein Taxi und kommen in unserer Unterkunft im Dschungel der Ilha de Santa Catarina an. Wir unterhalten uns noch kurz mit unseren Vermietern: Mutter und Tochter, beide Buddhistinnen, die Mutter ganz, die Tochter noch unentschieden. Das erzählt uns die Tochter Isadora, nachdem sie eine große Spinne an der Wand begutachtet hat und abschließend bemerkt: „Wie respect the animals. So you could have a try.“ Also akzeptieren wir die Spinne und einige andere Kriechtiere als Mitmieter, fallen erschöpft ins Bett und lauschen schon im Halbschlaf den Urwaldgeräuschen.

Am nächsten Morgen sind wir wieder ausgeruht und frisch, aber hungrig. Also machen wir uns auf den beschriebenen Weg zur Bäckerei. Die sei gleich rechts die Straße entlang, während sich der Supermarkt links befände. Nach 35 Minuten Fußmarsch befürchten wir schon, etwas falsch verstanden zu haben, aber da ist sie endlich, und zum Glück entpuppt sich das Floripãu als ein vorzügliches Frühstückscafé mit Bäckerei. Als Roland, wieder zu Kräften gekommen, sprechen kann, sagt er: „Naja für die Buddhisten beginnt eben auch der längste Weg mit dem ersten Schritt.“ Ja, da kann man 35 Minuten schon mal als „gleich“ also kurz empfinden. Isadora miss zu verstehen wäre auch unwahrscheinlich. Denn sie spricht ein exzellentes Englisch. Allerdings scheint sie die einzige auf der Ilha de Santa Catarina zu sein. Denn ansonsten wird die Verständigung recht schwierig. Es wird ausschließlich portugiesisch gesprochen. Da es schon sehr lange her ist, dass ich mich so schwer verständlich machen konnte, lade ich sofort eine Sprachkurs App herunter und beginne, portugiesisch zu lernen. Der Anfang ist leicht, da es viele Ähnlichkeiten mit dem Spanischen gibt, allerdings sieht es bei der Aussprache und demzufolge auch dem Verstehen der Wörter, wenn sie von Brasilianern gesprochen werden, schon ganz anders aus. Aber ich bleibe dran und mache täglich Fortschritte.

Die Ilha de Santa Catarina mit dem schönen Beinamen Ilha da Magia (magische Insel) ist sehr überschaubar und lässt sich wunderbar mit dem Fahrrad erkunden, was wir auch tun. Leider sind die Fahrräder in sehr schlechtem Zustand und gleich am ersten Tag reißt uns eine Kette. Da der Reparaturservice sehr auf sich warten lässt, verlieren wir einen Tag. Nein, wir verlieren ihn natürlich nicht. Wir nutzen ihn anders. Es regnet sowieso. Also schreibe ich am Blog und Roland arbeitet. Immerhin bleiben uns dann noch zwei Tage für Ausflüge, auf denen wir einen malerischen Fischerort im Süden der Insel, schöne Küsten- und Strandlandschaften mit vorgelagerten Halbinseln, große Weidewiesen, Dschungellandschaften und natürlich die riesigen Sanddünen zwischen Lagoa da Conceição und dem Joaquina Strand entdecken.

Eine weitere Entdeckung ist das Taxiunternehmen Uber. Sofern man eine Internetverbindung zur Verfügung hat, funktioniert es hervorragend. Man gibt per App die gewünschte Strecke ein und sofort werden auf der Karte verfügbare Taxis in der Nähe angezeigt. Nun muss man nur noch durch einen Klick bestätigen und der Fahrer erscheint pünktlich zur angegebenen Zeit. Man kann ihn sogar auf der Karte verfolgen. Gezahlt wird ganz nach Wunsch per Kreditkarte oder in bar. Das Beste ist: Dieser Service ist fast um die Hälfte günstiger als die klassischen Taxis. Gibt es einen Haken? Ja, man braucht die Internetverbindung und Uber ist nicht überall verfügbar.

Auch kulinarisch gibt es auf der Insel viel zu entdecken, vor allem Meeresfrüchte, wie zum Beispiel vorzügliche Austern. Ähnlich wie in Argentinien gibt es auch hier reichliche Portionen, die sich zum Teilen eignen.

Ansonsten ist das Lebensgefühl ein ganz anderes und wir fühlen uns wirklich in eine andere Welt versetzt. In Brasilien ist es sonniger, wärmer und leichter. Wir fühlen uns irgendwie entrückt. Vor allem auf dieser magischen Insel achten die Leute offensichtlich auch sehr auf ihre Gesundheit und einen bewussten Lebensstil. So fallen uns viele Läden mit Naturprodukten, Sport- und Fitnesscenter und Yogaretreats auf.

Die Ilha de Santa Catarina ist einer dieser Orte, an den man zurückkehren könnte…

Unser Lieblingsessen: Austern, casquinha do siri (gefüllter Taschenkrebs) und die süßen Teilchen vom Floripãu.
Unsere Lieblingsdrinks: die herrlichen Säfte aus frischen Früchten in allen erdenklichen Kombinationen und Caipirinha.