„Es gibt kein sichereres Mittel festzustellen, ob man einen Menschen mag oder nicht, als mit ihm auf Reisen zu gehen.“
Mark Twain (1835 – 1910)

Vor dem Flug nach Córdoba gibt es zum ersten Mal Ärger mit meinem Gepäck. Ja, ich habe von Anfang an Probleme gehabt, das Gewicht meines Koffers auf unter 20kg zu halten, aber bisher bin ich mit den 21,5kg immer wunderbar durch den Check-in gekommen. Nun heißt es plötzlich, es seien nur 15kg erlaubt. Auf meinen verdutzten Gesichtsausdruck hin sagt die Dame beim Check In ungerührt, da habe eben jede Fluggesellschaft ihre eigenen Regeln. Rolands Koffer geht mit 18,5kg durch, meiner jedoch nicht. Entweder muss ich ihn um 3kg erleichtern, oder 30€ Gebühr für Übergepäck zahlen. Wir nehmen die Koffer wieder vom Band, stellen uns an die Seite und überlegen. Schließlich entscheide ich mich schweren Herzens für meine Unmäßigkeit beim Packen zu bezahlen und ärgere mich, dass ich mich nicht einschränken konnte. Warum gelingt das den Männern immer besser als den Frauen und warum hat jede Fluggesellschaft ihre eigenen Bestimmungen? Da unser nächster Flug mit derselben Fluggesellschaft geht, recherchiere ich, in Córdoba angekommen, sofort und stelle fest: Einen Teil des Gepäcks nach Hause schicken würde zwischen 100 und 350€ kosten, einen kleinen Koffer, um mehr Handgepäck darin zu transportieren, würde mindestens 50€ kosten und auch hier hat jede Fluggesellschaft ihre eigenen Bestimmungen, was die Höchstmaße dieses Koffers angeht. Was also tun? Diese Aufgabe bleibt noch bis zum nächsten Flug zu lösen.

Diesmal fahren wir mit dem Bus vom Flughafen zu unserer Unterkunft. Unser Vermieter, mit dem die Kommunikation im Vorfeld sehr gut funktionierte, versicherte uns, der Bus würde nur circa 100 Meter von der Unterkunft entfernt halten. Also drücken wir, kurz bevor der Bus in die Straße, in der sich unsere Unterkunft befindet, einbiegt, auf den Halteknopf. Aber der Bus hält nicht. Auf unseren Protest hin schüttelt der Fahrer nur mitleidig den Kopf. Er befindet sich auf einer Hauptstraße auf der linken Spur und hält erst wieder zehn Blocks später. Schimpfend wie die Rohrspatzen, steigen wir aus dem Bus und laufen die zehn Blocks zurück. An der von unserem Vermieter angegebenen Adresse angekommen, haben wir ein Déjà-vu. Wo sollen wir läuten? Er selbst sei nicht da, aber die Mama würde uns erwarten, aber wo? Entnervt beginne ich wieder mit einer Umfrage der Hausbewohner, die in dem Gebäude ein- und ausgehen, aber nach zehn Minuten erscheint die Mama unseres Vermieters in Person. Sie hätte sich schon Sorgen gemacht, wo wir so lange blieben. Wir folgen ihr in den Fahrstuhl, fahren in den zwölften Stock und wissen nun, dass wir im Apartment 12D wohnen. Wunderbar! Und sehr hoch! Entsprechend beeindruckend ist der Ausblick auf Córdoba, besonders bei Nacht, wenn es sich in ein Lichtermeer verwandelt.

Ansonsten begeistert uns Córdoba mäßig. Der Verkehr auf den Straßen ist in etwa so, wie in Buenos Aires nur etwas weniger aggressiv. Das Straßenbild und die kulinarische Landschaft sind dafür wesentlich uninteressanter. Leider finden wir nicht einmal eine Milonga, um unsere neu erworbenen Tangotanzkünste weiter zu vertiefen. Das einzige, was uns hier wirklich beeindruckt, sind die Kirchen, von denen es viele schon allein im Jesuitenviertel gibt.

Da unser Apartment sehr schön ist, verbringen wir viel Zeit hier, machen eher kürzere Stadterkundungen und haben Zeit zum Sinnieren: Wir stellen fest, dass wir in vier Jahren schon viele gemeinsame Reisen unternommen haben und noch immer gerne gemeinsam reisen und ahnen den unschätzbaren Wert dieser Reise, die wir gemeinsam unternehmen dürfen. Unsere Freundin Petra hat uns zum Abschied gewünscht, dass wir Zeit haben mögen, immer wieder innezuhalten und uns klar zu werden, wie schön es sei, dass wir diese Reise unternehmen können. Liebe Petra, wir haben die Zeit und es ist uns sehr bewusst.

Unser Lieblingsessen: Empanadas (criollas oder árabes)
Unser Lieblingsdrink: immer noch Malbec Rotwein, frisch gepresster Orangensaft und hausgemachte Limonade