„Reisen ist das Entdecken, dass alle Unrecht haben mit dem, was sie über andere Länder denken.“
Aldous Huxley

Sleepless in Sydney

Sydney – Asiatische Hochburg – Ach, wie schön ist Europa!

Von Kapstadt nach Sydney: nach rund 15 Stunden Flug mit neun Stunden Zeitverschiebung hat uns der Jetlag voll erwischt. Die ersten Nächte in Sydney verbringen wir halb wach, die ersten Tage im Halbschlaf. Vielleicht liegt es daran, dass wir den Eindruck haben, wir seien schon in Asien angekommen. Aber nein, wirklich (fast) alles ist in asiatischer Hand: Supermärkte, Restaurants, auf den Straßen hauptsächlich asiatische Gesichter. Wo sind die Australier?
Wir wohnen im Stadtteil Surry Hills, in der Nähe vom Hyde Park und in Laufnähe (für Lauffreudige) zur Oper. Im Hyde Park fallen uns die vielen Kriegsdenkmäler auf. Für unseren Geschmack sind es zu viele. Bewundernswert ist allerdings die große Anzahl von Grünanlagen in Sydney, allen voran der Botanische Garten, zu dem man sogar freien Zugang hat. Er führt bis zur Farm Cove, einer weitläufigen Hafenbucht und zur Oper, Teil einer beeindruckenden Hafenlandschaft.
Auch freien Eintritt hat man zum größten Teil der Art Gallery mit sehr interessanten wechselnden Ausstellungen, die sowohl Einblicke in die klassische als auch in die moderne Kunst bieten.
Die Oper schauen wir uns nicht nur von außen an, sondern verbringen dort auch einen unterhaltsamen Abend mit „The Merry Widow“. Der viel gelobte Bau ist, wie wir finden, schon etwas in die Jahre gekommen, bietet aber von der Opernbar aus einen atemberaubenden Blick auf den Hafen. Während der Pausen sehen wir die Kreuzfahrtschiffe an- und ablegen und den fast noch vollen Mond.
Die städtische Architektur in Sydney überzeugt uns nicht, weder ist sie wirklich modern, noch historisch. Es fehlt der Charme, den unsere europäischen Städte ausstrahlen und die besondere Stimmung, die uns zum Beispiel in Havanna, Buenos Aires, Rio de Janeiro oder Salvador de Bahia in ihren Bann gezogen hat. Dafür geht es hier, ähnlich wie in Kapstadt sehr entspannt zu. Es gibt alles im Überfluss, auch Wasser.
Vom öffentlichen Verkehrssystem sind wir begeistert. Wir besorgen uns die Opal card und lassen uns von Bussen, Zug, Straßenbahn und Fähren durch die Stadt und die Hafenlandschaft kutschieren. Ein Bus bringt uns bis zur Watsons Bay. Vom nahe gelegenen South Head aus haben wir einen Blick auf das offene Meer und ich kann auf dem Rückweg noch schnell am Lady Bay Beach ein kurzes Bad nehmen, bevor wir uns mit der Fähre zurück zum Circular Quai schippern lassen.
An unserem letzten Tag in Sydney machen wir einen Ausflug zum Fischmarkt. Das Angebot an Fischen und Meeresfrüchten ist überwältigend. Außerdem gibt es ein durchaus ansprechendes Imbissangebot. Leider sind die Fischspieße, die wir probieren, nur noch lauwarm. Wir schauen uns um und staunen: Sydney muss doch in Asien liegen. Käufer und Verkäufer sind asiatisch. Außer uns gibt es noch ungefähr vier europäische Personen. Erst auf dem Weg zum Darling Harbour sehen wir einige Australier. In der George Street angekommen, gibt es doch noch etwas Architektur zu bewundern: das prunkvolle viktorianische Queen Victoria Building, das jetzt als edles Einkaufszentrum genutzt wird.

Wir sind nicht sehr traurig, Sydney wieder zu verlassen und sind gespannt auf die vor uns liegenden vier Wochen Camper-Tour in Neuseeland.

Unser Lieblingsessen: eigentlich keines. Die Fülle asiatischer Fastfood-Restaurants hat uns etwas überfordert, die Preise in anderen Restaurants haben uns eher ernüchtert.
Unser Lieblingsdrink: auch keiner. Die Weinpreise sind astronomisch.

Gelesene Lektüre: Gail Jones – Five Bells.
Ich habe schon unterhaltsamere Bücher gelesen. Hier werden parallel die Schicksale von vier Personen erzählt, die sich gleichzeitig, aber größtenteils voneinander unabhängig in Sydney aufhalten.

Verwendeter Reiseführer: Tipps aus dem Internet.