Die Suche nach einer Unterkunft in Sugdidi ist eine kleine Herausforderung. Da der Coronaeinbruch unsere Reiseplanung unterbrach, haben wir für die Städte Sugdidi und Kutaisi noch keine Unterkünfte und buchen diese von Batumi aus.

Für Kutaisi finden wir sofort etwas, eine Empfehlung aus dem Internet, mit ansprechenden Fotos bei Airbnb und unschlagbar preisgünstig. Für Sugdidi wird es schwieriger. Der Vermieter, den wir über Airbnb angeschrieben habe, meldet sich nicht. Am Abend vor unserer Weiterfahrt suchen wir nach Alternativen und landen bei booking.com. Dort stoßen wir auf ein verlockendes Angebot: ein Boutique Hotel mit Dachterrasse, Pool, Fitnessraum, Sauna, Bar und Frühstück inklusive für einen erstaunlich günstigen Preis. Wir zögern noch etwas. Denn eigentlich sind wir ja keine Hotelfans. Aber eine Ausnahme? Doch, wir buchen! Und es erweist sich als Schnäppchen. Das Hotel ist sogar noch schöner, als wir es uns vorgestellt haben und es stellt sich heraus, dass es in Sugdidi nicht viel Interessantes für uns gibt. Also um so besser, dass wir uns im Fitnessraum und Pool vergnügen können. Das einzige Manko ist wieder Mal eine Großbaustelle. Die Straße vor dem Hotel wird neu geteert und das vornehmlich nachts. Eines Morgens steht unser Auto einsam auf einem Flecken alter Teerstraße, den die Bauarbeiter wohl in der vergangenen Nacht aussparen mussten. Im Laufe des Tages, werden aber wieder andere Autos neben das unsrige gestellt und wir sehen keinen Handlungsbedarf, obwohl Roland ein ungutes Gefühl hat. Dieses bestätigt sich in der nächsten Nacht. Um 23 Uhr klingelt das Telefon: „Mr. Schmid. The police called. You have to move your car.“ Am nächsten Morgen ist die Straße dann frisch geteert.

In Sugdidi selbst schauen wir uns nur den Dadiani Palast und den dazugehörigen Park an. Der Prinz David Dadiani lebte im 19. Jahrhundert und war archäologisch tätig. Sein Schwiegersohn und Enkel von Napoleons Schwester Achille Murat brachte Relikte Napoleon betreffend aus Frankreich mit, darunter einige erstaunlich realistische Portraits von Napoleon und dessen Totenmaske, die heute im Palast ausgestellt sind.

Ein Highlight unterwegs von Batumi nach Sugdidi ist ein spontaner Bootsausflug im Nationalpark Kolkheti. Eigentlich hatten wir vor, in dem Park eine Wanderung zu unternehmen. Doch die freundliche Dame im Besucherzentrum erklärt uns, dass es momentan keine Wanderwege gäbe und dass wir uns nur auf dem Wasser bewegen könnten. Sie kann spontan eine Schnellboottour für uns beide arrangieren und wir willigen ein. Unser Bootsführer wirkt etwas grummelig, entpuppt sich aber als ganz netter Zeitgenosse. Er spricht nur georgisch, kann sich aber gut mit uns per Zeichensprache verständigen. An zwei Stellen gestikuliert er uns aus dem Boot, einmal zum picknicken und einmal, um die Aussicht zu genießen und wartet jeweils auf uns, nicht ohne uns merken zu lassen, dass es ihm Recht wäre, wenn wir nicht allzu lange brauchen würden. Vom Aussichtspunkt kurz vor Ende der Fahrt sehen wir dann eine Windhose in der Ferne und die Wolkenstimmung wird zunehmend bedrohlich. Das Timing ist perfekt. Kaum sitzen wir wieder in unserem Auto, öffnet der Himmel seine Schleusen. Wir beglückwünschen uns, das Gutwetterloch so gut genutzt zu haben und fahren weiter nach Sugdidi, um dort in unserem Hotel einzuchecken.

Unsere Unterkunft in Kutaisi trifft nicht ganz, was wir erwartet haben. Allerdings ist es zumindest teilweise unsere Schuld. Wir haben in der Anzeige übersehen, dass Badezimmer und Küche mit der Gastgeberin geteilt werden. Das ist nicht so mein Ding. In Kutaisi angekommen, werden wir von einer recht burschikosen, wortkargen, älteren Frau begrüßt, die uns alles zeigt. Später erfahren wir, dass es sich um die Schwester der Gastgeberin handelt. Die Unterkunft ist dann doch annehmbar und recht geräumig. Die Gastgeberin zieht sich sehr zurück, so dass wir meist ungestört sind. Allerdings funktioniert kaum ein Licht. Das ist nicht so Rolands Ding und die Einrichtung, vor allem Küche und Bad sind älter, als die Fotos in der Anzeige vermuten ließen. Für vier Nächte haben wir gebucht, beschließen aber am dritten Tag spontan, unseren Aufenthalt hier zu verkürzen und einen Tag früher nach Tiflis zurückzufahren, da wir auch hier das Gefühl haben, bereits alles Interessante abgegrast zu haben.

Obwohl Kutaisi die zweitgrößte Stadt Georgiens sein soll, gibt es nur ein kleines Zentrum. Besonders schön ist hier die weiße Brücke, eine Fußgängerbrücke, die über ein Flussbett mit weißen Steinformationen führt. Hier entdecken wir auch das Restaurant „Palaty“ mit außergewöhnlich gutem und kreativ zubereitetem georgischen Essen, in dem wir dann gleich zwei Abende verbringen. Ansonsten besichtigen wir hier noch die Bagrati Kathedrale und schlendern durch einen aus einer anderen Zeit stammendem Vergnügungspark auf einem Hügel oberhalb des Zentrums. Am letzten Tag entdecken wir noch einen authentischen Obst- und Gemüsemarkt und bestaunen die Vielfalt an frischen Waren. Wir kommen dann auch nicht umhin, wenigstens einige Feigen und Walnüsse zu erwerben.

Ein Ausflug führt uns in die imposante Okatse Schlucht. Hier spazieren wir auf einem schwebenden Weg über der Schlucht und bewundern in der Tiefe einen malerischen Wasserlauf mit kleinen Wasserfällen und Gumpen und die weite Berglandschaft. Gut, dass wir uns zuvor informiert haben und schon wissen, dass uns wahrscheinlich eine Fahrt im Auto zum Schwebeweg angeboten werden würde: „When you walk, it‘s three to five hours and 10.000 steps.“ Wir entgegnen: „Thank you but we would like to walk.“ und spazieren los. Ungefähr 30 Minuten sind wir über einen gut angelegten Weg durch ein schönes Waldgebiet unterwegs, bis wir den Eingang zum Schwebeweg erreichen. Aber wir verstehen, dass der selbst ernannte Touristenführer in diesen Zeiten um jeden dazu verdienten Lari froh ist und deshalb die Wahrheit etwas verbiegt. Ein streunender Hund begleitet uns den ganzen Weg, wartet am Eingang zum Schwebeweg auf uns und geleitet uns auch wieder zurück.

Der zweite Ausflug führt uns zum nahegelegenen Gelati Kloster, in dem es kein Eis gibt, auch wenn der Name dies vermuten ließe. Hier leben nur einige wenige Mönche und wir können, wie so oft, alleine und ungestört das Gelände mit einigen Ruinen, gut erhaltenen, beziehungsweise restaurierten Gebäuden und zwei Kirchen besichtigen.

Auf unsere Anfrage hin, ob wir schon einen Tag früher in unsere letzte Unterkunft in Tiflis könnten, antwortet uns der Vermieter, er habe ob der vielen Stornierungen wegen Corona seine Buchungen gar nicht mehr gesichtet und er würde das Apartment gar nicht mehr vermieten. Wir sind baff, aber nur kurz, denn mittlerweile haben wir in puncto Unterkunftsbuchung schon so einiges erlebt. Außerdem üben wir uns in Flexibilität, in diesen Zeiten sowieso. Also suchen wir eine neue Unterkunft, diesmal gleich bei booking.com und gleich im Sektor „Boutique Hotel“. Wir werden sofort fündig, der Preis passt, wir buchen und starten am nächsten Tag zur letzten Etappe zurück nach Tiflis.

Unterwegs schauen wir uns noch die Höhlenstadt Uplisziche an. Sie ist flacher gebaut als Vardzia und wurde schon im dritten Jahrhundert vor Christus gegründet. Auch hier haben wir wieder einen Begleithund. Vor allem fasziniert uns der atemberaubende Ausblick in die Landschaft mit dem Fluss Kura.