„La aventura de viajar consiste en ser capaz de vivir como un evento extraordinario la vida cotidiana de otras gentes en parajes lejanos a tu hogar.“
(Das Reiseabenteuer besteht in der Fähigkeit, das alltägliche Leben anderer Menschen in fernen Gegenden als außergewöhnliches Ereignis zu leben.)
Javier Reverte, spanischer Autor, Reisender und Journalist

Málaga war meine Wahlheimat, bevor sie als solche von München abgelöst wurde. Noch immer ist Málaga einer meiner Lieblingsorte und da es eine Weile meine Heimat war, gelingt mir hier der Spagat zwischen Reiseabenteuer und dem Gefühl, daheim zu sein. Das Schönste an diesem Aufenthalt ist, dass Roland mich für zwei Wochen besucht und ich ihm „mein“ Málaga zeigen kann.
Die Unterkunft habe ich in dem schönen Pedregalejo gewählt, ein Strandbezirk am Westrand von Málaga. Obwohl hier viele Touristen beherbergt werden, konnte sich der Ort sein spanisches Flair erhalten. Am ersten Tag nach Rolands Ankunft gehen wir auf den Markt, essen an einer Bar frische conchas finas (Muscheln, die roh gegessen werden), calamaritos fritos (frittierte kleine Tintenfische), huevas (Fischrogen vom Seehecht) und schwelgen in höchstem kulinarischen Genuss. Anschließend kaufen wir die Zutaten für Ceviche (Rolands Spezialität) und Paella (meine Spezialität). Dieses Prozedere wiederholen wir öfter. Leider haben wir einmal Pech mit dem Fisch und ziehen uns eine Lebensmittelvergiftung zu, und das in Málaga, dem Eldorado für frischen Fisch! Schade!
Ansonsten erkunden wir Málaga und Umgebung und auch Roland ist begeistert von diesem sonnenverwöhnten Fleckchen Erde mit schöner Altstadt, Meer und Bergen.
Wir testen verschiedene Tapas-Bars, schlendern durch die Altstadt, schauen uns den großen Markt im Zentrum an, besichtigen die Kathedrale, die Alcazaba, die Burg Gibralfaro und das Picasso-Museum. Die Picasso-Ausstellung finden wir etwas enttäuschend. Dafür, dass Málaga der Geburtsort des berühmten Malers ist, gibt es wenige beeindruckende Gemälde von ihm zu sehen. Umso interessanter finden wir die temporäre Ausstellung von Werken Andy Warhols.
Außerdem machen wir einen Ausflug in den 40 km weiter westlich gelegenen Strandort Nerja, besichtigen dort eine beeindruckende Tropfsteinhöhle und machen einen Abstecher zum malerischen Strand von Maro und in das weiße Bergdorf Frigiliana.
Ein besonderes Highlight ist der Besuch bei meinem Freund und ehemaligen Gitarristen Miguel, der in einer Finca in den Bergen auf ca. 450m Höhe lebt und uns in ein Restaurant auf 900m mit einer atemberaubenden Aussicht über Málaga zum Mittagessen ausführt.
Am 23. Juni feiern wir San Juan, die Sonnenwende. Antonio, mein bester Freund aus den alten Zeiten, hat in einem Restaurant für einige Freunde reserviert und lädt uns mit ein. Die Wiedersehensfreude ist unbeschreiblich. Zehn Jahre haben wir uns nicht gesehen und es ist, als wäre kein Tag vergangen. Wir unterhalten uns in großer Runde auf „Spanglish“ und gehen schließlich an den Strand. Um Mitternacht wird gebadet, um die Jugend zu erhalten. Anschließend kann man sich an einem Lagerfeuer wärmen und auch darüber springen, um alles Negative zu überwinden, beziehungsweise hinter sich zu lassen. Neu und aus Asien ist die Tradition, beleuchtete Papierballons vom Strand über dem Meer aufsteigen zu lassen. Ein schöner Anblick! Wir machen es uns im Sand gemütlich, einer packt die Gitarre aus und es wird gesungen, getrunken und bis in die frühen Morgenstunden gefeiert. Roland und ich gehören allerdings nicht mehr zu den Hardcore-Partylöwen und ziehen uns schon etwas zeitiger zurück.
Dafür verbringen wir einen entspannten Sonntag und freuen uns auf unseren großen Ausflug nach Granada, der am nächsten Tag ansteht. Dort besichtigen wir die Alhambra, in der Roland sich nach Lust und Laune fotografisch austoben kann. Anschließend schlendern wir durch den arabisch anmutenden Albaycin, das älteste Stadtviertel Granadas, mit seinen engen, verwinkelten Gassen, die oft aus Treppen bestehen, und dem schönsten Ausblick auf die Alhambra. Wir sind uns einig: Granada gefällt uns fast so gut wie Málaga, aber es fehlt das Meer, vor allem bei 40 Grad im Schatten.
Und schon neigt sich die Reise wieder dem Ende zu. Uns bleibt noch ein entspannter Tag in Pedregalejo mit einem schönen Spaziergang an der Strandpromenade und einem unterhaltsamen Tapasabend in Málagas Altstadt mit Miguel.

Unser Lieblingsessen: Fisch und Meeresfrüchte in allen Varianten, besonders die Espetos (die Málaga typischen Sardinen am Spieß gegrillt)
Unser Lieblingsdrink: Vino tinto, am liebsten Ribera del Duero

Verwendeter Reiseführer: meine Erinnerungen und meine Freunde aus Málaga.

Gelesene Literatur:
Eugen Ruge: Cabo de Gata. Diese Novelle habe ich schon vor langer Zeit gelesen und kann mich nur noch vage an die Handlung erinnern. Es ist die Geschichte eines Mannes, der sich pleite, geschieden und erfolglos auf den Weg in ein andalusisches Fischerdorf macht, etwas Neues zu finden. In der gleichnishaften Erzählung geht es um die Spannung zwischen Erinnern und Erfinden. Ruge erzählt hier fast heiter von diesem Scheitern. (vgl. Die andalusische Katze)