„Die eigentlichen Entdeckungsreisen bestehen nicht im Kennenlernen neuer Landstriche, sondern darin, etwas mit anderen Augen zu sehen.“
Marcel Proust (1871 – 1922)

Das erste Abenteuer in Belo Horizonte ist die Erfahrung mit einem Mietwagen. Wir holen ihn direkt am Flughafen ab und wollen ihn dort am Ende unseres Aufenthaltes auch wieder abgeben. Das Abholen klappt erstaunlich gut, aber nun heißt es, sich auf den brasilianischen Straßen zurechtfinden und vor allem sich mit den brasilianischen Autofahrern zu arrangieren. Es scheint weder das Gebot zu geben, rechts zu fahren, noch das, nur links zu überholen. Die rechte Spur wird oft ohne Vorwarnung zur Ausfahrt. Hier ist das Beifahren und Lotsen per Google Maps fast so anstrengend wie das Fahren, aber wir und das Auto überstehen den Aufenthalt in Belo Horizonte und Umgebung tatsächlich unbeschadet.

Ansonsten wirkt Belo Horizonte auf uns recht fortschrittlich und gepflegt. Die Infrastruktur ist gut und es gibt viele auch gehobene Supermärkte und Einkaufszentren.
Ähnlich wie in Foz de Iguaçu sind wir auch hier wieder sowohl von der Natur, als auch von durch Menschenhand geschaffenen Werken beeindruckt und ganz besonders von deren Kombination.
Den ersten Tag verbringen wir in dem schönen Kolonialstädtchen Ouro Preto, das vor allem durch eine Vielzahl von prunkvollen Kirchen glänzt. Sehr charmant ist auch die Anordnung der kleinen und steilen Gassen und Treppen.
Den nächsten Tag verbringen wir in Inhotim, auf jeden Fall ein weiteres Highlight. Der Milliardär Bernardo Paz sammelt Kunstwerke, die in kein Museum passen und lässt sie in einer märchenhaft schönen Parklandschaft installieren. Wir wandeln durch den Park an Skulpturen und Seelandschaften vorbei, schauen uns die Landschaft durch ein riesiges Kaleidoskop an, gehen in ein Spiegelkabinett und in verschiedene Galerien. In diesen sehen wir Gemälde, Fotos und verschiedene Installationen, zum Beispiel einen Pavillon, in dessen Mitte sich ein 202 Meter tiefes Loch befindet, aus dem man die Erde atmen hört. In diesem Park vergessen wir Zeit und Raum und bleiben, bis er geschlossen wird.
Am letzten Tag schauen wir uns noch Pampulha an, ein Viertel von Belo Horizonte, in dem eine künstliche Seelandschaft angelegt wurde, in der sich Oskar Niemeyer durch seine architektonischen Werke verewigt hat. Außerdem besichtigen wir das Fußballstadion Mineirão, in dem Deutschland 2014 7:1 gegen Brasilien gewonnen hat.

Es ist der 24. Dezember und wir haben geplant, nach dem Sightseeing noch gemütlich einen Kaffee am Praça de Liberdade zu trinken und dann abends essen zu gehen, um diesen besonderen Tag zu feiern. Allerdings müssen wir feststellen, dass dieser Tag in Brasilien so besonders ist, dass weder die von uns anvisierten Cafés, noch irgendein Restaurant am Abend geöffnet haben. Also disponieren wir um, trinken den Kaffee im Einkaufszentrum und verbringen den Abend in unserem Apartment mit Schildkröte Zuzu bei Wein und im Supermarkt gekauften Leckereien. Frohe Weihnachten!
Die kleine Zuzu ist die Schildkröte unserer Vermieterin, die sie auf dem Balkon hält und auf die sie uns erst am zweiten Tag per WhatsApp mit der Bitte, sie zu füttern, aufmerksam macht. Sie hatte die Schildkröte vergessen. Da Zuzu unter einem Kartondeckel versteckt war, war sie uns nicht aufgefallen. Wir geben ihr sofort ein Stück Mango und Wasser und schauen zu, wie sie darüber herfällt.

Am Weihnachtsmorgen geht es auch schon wieder sehr früh an den Flughafen. Mit dem Autovermieter haben wir verabredet, den Mietwagen um 5 Uhr früh abzugeben und uns wurde zugesichert, das Büro sei sowieso ab 5 Uhr geöffnet und ein Shuttle würde uns zum Flughafen bringen. Um 5:20 Uhr treffen wir beim Autovermieter ein und stehen vor verschlossenen Türen. Wir erwägen, zu Fuß das letzte Stück über die Autobahn zum Flughafen zu gehen, befürchten aber, es nicht mehr rechtzeitig zum Check-in zu schaffen. Zum großen Glück hat der Autovermieter nebenan schon geöffnet und auf meine verzweifelte mit ausladenden Gesten versehene Nachfrage in gebrochenem Portugiesisch bietet er an, uns zum Flughafen zu fahren. Puh, Glück gehabt! Auf geht es nach Salvador!

Unser Lieblingsessen: Alles, was das Buffet zu bieten hat und nach Kilo bezahlt wird.
Unser Lieblingsdrink: immer noch Coco gelado.

Verwendeter Reiseführer: Stefan Loose – Brasilien. 2017.
Ein durchaus nützlicher Ratgeber.